200 Seiten mit einer Menge interessanter Themen bietet das neue Jahrbuch 55 des Geschichtsvereins – für Mitglieder kostenlos bei Nina Glatz, Lange Brücke, zu bekommen. Bei der jüngsten Jahresversammlung hatte Vorsitzende Dr. Elke Heege den Band angekündigt.
Mehr als 45 Seiten umfasst der Bericht des Stadtarchäologen Markus Wehmer von 2017 bis 2020: Sowohl in der Stadt als auch in den Dörfern stieß die Archäologie auf Spannendes: Eisenzeitliches aus der Wüstung Kugenhusen zum Beispiel, einen spätmittelalterlichern Zapfhahn nördlich des Hubeturms und Traufkinderbestattungen an der Marktkirche. Ein entwurzelter Baum auf dem Neustädter Kirchhof förderte den Inhalt mehrerer Gräber zutage. Auch die Ergebnisse der Anthropologin zu den Bestatteten sind nachzulesen. Münzbeigaben stammen aus den Jahren 1769 bis 1783.
Hans-Jürgen Küchler aus Einbeck ist seit mehr als 30 Jahren als Feldbegeher unterwegs. Ein Teil seiner zahlreichen Funde, zum Beispiel steinzeitliche Artefakte aus Buensen, Dörrigsen und Edemissen wird in diesem Jahrbuch vorgestellt, weitere im nächsten, berichtete Wehmer, der es sich nicht nehmen ließ, Küchler das erste Exemplar des neuen Jahrbuchs zu überreichen, und er hob hervor: Küchlers Wissen und Kenntnisse »bringen der Stadtarchäolgboie echt etwas«.
Übrigens, das vergriffene Buch »Einbeck im Mittelalter« von Andreas Heege und Eva Roth Heege ist als Digitalisat online verfügbar, schreibt Wehmer.
Dr. Hans Joachim Winzer hat zu den »Herren von Iber« geforscht, einem welfischen Ministerialengeschlecht. Der erste Angehörige dieser Familie gehörte zur Dienstmannschaft Heinrichs des Löwen.
Der ersten evangelischen Äbtissin von Gandersheim, Gräfin Anna Erica zu Waldeck (1551 bis 1611) und den Verbindungen der Abtei zu Franz Cordtmann, einem Apotheker, der aus Osterode stammte und zeitweise in Gandersheim und Einbeck residierte, widmet sich sehr detailliert Professor Gerhard Aumüller.
»Ein Leben für die Philatelie« nennt Achim Schöneberg seinen Beitrag über den Geheimrat Dr. phil. Franz Kalckhoff (1860 in Berlin bis 1955 in Einbeck), den »Nestor der Philatelie«. Dieser zog 1943 von Berlin in den Hubeweg 30 zu Tochter und Schwiegersohn. Der Chemiker, der in Berlin, England und Prag arbeitete, beschäftigte sich zeitlebens mit Briefmarken, zum Beispiel auch mit Privatpostmarken und Telegraphenwertzeichen. In Leipzig erhielt er die Chance als Philatelie-Redakteur zu arbeiten. Im »Goldenen Löwen« wurde mit zahlreichen Offiziellen sein 90. Geburtstag gefeiert. Auch eine Kalckhoff-Medaille gab es.
Die Pferdezucht in Hunnesrück kennt jeder. Doch was es damit auf sich hat, woher der Begriff »Trakehner« kommt und unter welch hochdramatischen Umständen die Flucht 1945 aus Ostpreußen mit Pferden dem Landstallmeister Ernst Ehlert nach Hunnesrück gelang, das weiß kaum jemand. Detlef Creydt hat recherchiert. Auch Ehlerts Evakuierungserlebnisse sind nachzulesen, ebenso die des Hilwartshäusers Henry Krukenberg, der bereits 1944 Tiere nach Hunnesrück und Relliehausen vermittelte.
Marco Strohmeier und Dr. Stefan Teuber berichten »Wie das Wendfeld zu Einbeck kam«.
In den Wandmalereien der Dasseler Laurentiuskirche hat Christian Tegtmeier die regionale Sagenfigur des »Hödeken«, den »Poltergeist von der Winzenburg« entdeckt.
Eine steinerne Gedenktafel, die von Schülern der Werk-statt-Schule ans Museum gelangte, nahm Hellmut Hainski zum Anlass für Nachforschungen. Es geht um Wübbe Ulrichs Jütting (1825 bis 1890), »einen engagierten Pädagogen in Einbeck«. 1866 wurde er in Einbeck eingestellt, mit dem Auftrag, das Volksschulwesen zu reformieren.
Dieser Band ist erneut eine informative, aufschlussreiche Lektüre aus der Geschichte Einbecks und der Region.
Delia Ehrenheim-Schmidt

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