Vortrag am 11. Dezember von Matthias Gerschwitz: Tü-Tü und Zack-Zack

Der Einbecker Geschichtsverein lädt zum Vortrag „Tü-Tü und Zack-Zack. Die fast vergessenen Karrieren von Wilhelm Bendow und Hubert von Meyerinck“ von Matthias Gerschwitz am Montag, 11. Dezember, um 19 Uhr ins Kino Neu-Deli in der Münsterstraße ein.

Montag, 11. Dezember, 19 Uhr: Tü-Tü und Zack-Zack

Vortrag mit Filmauschnitten im Kino Neu-Deli, Münsterstraße

Manche Lebensläufe lassen sich nicht erfinden – es hat sie einfach gegeben. Manche jungen Männer haben schon vor hundert Jahren nicht die militärische oder kaufmännische Laufbahn ihrer Vorfahren eingeschlagen, sondern sich früh künstlerischen Berufen und Berufungen zugewandt, auch wenn dieser Weg oft steinig war. Leider sind viele dieser Künstlerlebensläufe der Vergessenheit zum Opfer gefallen, weil sie nicht konserviert werden konnten. Nur Künstler, von denen uns Tonaufnahmen, Fotos, Filme oder Bücher hinterlassen wurden, sind noch präsent – oft aber auch dann nur bruchstückhaft oder in einer nicht immer realitätsnahen Darstellung.

Erstaunlich viele Lebensläufe der Künstler aus den liberalen Zeiten der Weimarer Republik haben queere Hintergründe. Vielfalt schien für einen kurzen Hauch der Geschichte normal, wurde 1933 sofort unterbunden und hat nach 1945 lange gebraucht, um wieder wahrgenommen werden zu können. Matthias Gerschwitz erinnert an zwei großartige Bühnenkünstler, über die es weit mehr zu erzählen gibt als nur ein traniges »Aaaaach, ist der Rasen schön grün« oder ein markiges »Zack–Zack«.

Wilhelm Bendow (1884-1950), geboren in Einbeck, und Hubert von Meyerinck (1896-1971) standen auf denselben Bühnen und vor denselben Kameras – gelegentlich sogar zusammen – und hatten auch sonst viel gemeinsam, sei es der Berufsbeginn unter der Ägide des ›Theaterzauberers‹ Max Reinhardt, ihre Präsenz auf (nicht nur) Berliner Theater- und Kabarettbühnen oder ihre »tragische Veranlagung«, wie man Homosexualität in den Zeiten der „Gartenlaube“ nannte. Bendow und Meyerinck sind unterschiedlich mit ihrer sexuellen Orientierung umgegangen. Der eine hat sie nie öffentlich gemacht, ist aber schon früh mit kokett-spielerischer und manierierter Art auf der Bühne und im Film aufgefallen, zudem hatte er im Stillen einen langjährigen Partner. Vom anderen, der aus seiner Männerliebe nie einen Hehl machte, sind offiziell keine Partnerschaften bekannt, da er sein Privatleben geschickt vor Öffentlichkeit und Presse abzuschirmen wusste. Überliefert sind dafür aber wahre Freundschaften im privaten und beruflichen Umfeld. Zudem zeigte er auch große Solidarität gegenüber ihm eigentlich unbekannten Menschen, denen zu helfen er bereit war, wann immer es ihm nötig schien. Nicht nur aus diesen Gründen haben Bendow und Meyerinck diese Hommage, die mit ihrer Künstlerbiographie einhergehen soll, mehr als verdient.

Matthias Gerschwitz widmet den beiden eine neue Biografie und stellt sie im Rahmen eines Vortrages beim Einbecker Geschichtsverein vor. Dazu gibt es einen Büchertisch.

Matthias Gerschwitz.